Landesnetzwerk

Lokale Projekte

IDAHOBIT 2022

Die Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg Claudia Kalisch steht mit verschiedenen Verterter:innen von LSBTI/queeren Organisationen vor dem Eingang des Lüneburger Rathauses

Zum IDAHOBIT (International Day Against Homophobia, Transphobia and Biphobia) am 17.Mai haben sich, wie schon viele Jahre davor, queere Initiativen in Lüneburg versammelt, um auf alle Arten von Queerfeindlichkeit aufmerksam zu machen. Zum ersten Mal haben wir dieses Jahr auch Unterstützung von der Stadt erhalten: Claudia Kalisch hat die Regenbogen-Fahne vor dem Lüneburger Rathaus gehisst. Unter anderen hielten wir von SCHLAU dazu um 9 Uhr eine Rede. Anschließend wurden die Infostände eröffnet, die sich an diesem Tag vor dem Rathaus befanden. Vertreten waren die Verbände Queer in Lüneburg, der Schwule Heidekönig sowie die Kampagne SVeN (Sexuelle Vielfalt erregt Niedersachsen), BLIST e.V. und der Checkpoint Queer. Es gab Kuchen, Buttons und vieles mehr!

Die Rede, gehalten von Mara Gerhards, seitens SCHLAU Lüneburg e.V.:

“Guten Tag, mein Name ist Mara Gerhards und ich freue mich sehr, heute hier im Namen von SCHLAU Lüneburg sprechen zu dürfen.  

62%. 

62% aller lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* Befragten sind bei niemanden an ihrer Schule geoutet und verstecken damit ein Teil von sich. Diesen 62% stehen nur 5% entgegen, die sehr offen mit ihrem Queer-Sein umgehen. 

Das geht aus der Studie „A long way to go for LGBTI equality“ der EU-Grundrechteagentur von 2020 hervor.  Jede zweite befragte Person wurde während ihrer Schulzeit beleidigt, bedroht oder lächerlich gemacht. 

Schule ist noch immer kein sicherer Ort für LSBTIQ Jugendliche!  

Queere Schüler*innen erfahren weiterhin Diskriminierung, sehen sich weiterhin Vorurteilen und ablehnenden Haltungen ausgesetzt.  

Lehrkräften fehlt oftmals die notwendige Sensibilisierung oder das Wissen, um einen sichereren Raum zu schaffen. Zum Teil geht diskriminierendes Verhalten auch von ihnen aus.  

Daher muss es verpflichtende Fortbildung für Lehrkräfte und eine verstärkte Sensibilisierung für Queerness im Lehramts-studium geben.  

Denn solange kein akzeptierendes, wertschätzendes Klima in den Schulen und der Gesellschaft geschaffen ist, sind Vereine wie wir, SCHLAU, essentiell. 

SCHLAU leistet Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit an Schulen. Wir geben Workshops, in denen wir die Schüler*innen insbesondere über sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Vielfalt informieren und sensibilisieren.  

Wir klären verschiedenste Begriffe: von lesbisch und asexuell, über queer und trans*, bis hin zu inter* und nicht-binär.  

Durch unterschiedliche Methoden versuchen wir, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Hürden und Steine marginalisierten Menschen in den Weg gelegt werden. Außerdem erarbeiten wir gemeinsam mit den Schüler*innen, was wir alle tun können, um diese Hürden zu durchbrechen, diese Steine beiseite zurollen.  

Auch unsere eigenen Bezugsgeschichten bringen wir in unsere Arbeit ein. Dieses Erzählen von uns, unserem Leben, unseren Identitäten ist unerlässlich und kann nicht durch Inputs von Lehrkräften ersetzt werden. 

Viele von uns Teamenden hätten sich in ihrer Schulzeit einen Workshop, wie wir ihn geben, gewünscht. Haben sich teilweise allein, alleingelassen gefühlt auf ihren Reisen der inneren Bewusstwerdung, des Akzeptierens der eigenen Identität, mit ihren ersten äußeren Coming-outs und dem allgegenwärtigen Druck der Normalität.  

Normal. Ein Begriff, an dem wir häufig in unseren Workshops hängen bleiben und den wir gemeinsam mit den Schüler*innen aufbrechen.  

2021 haben wir über 20 Workshops durchgeführt und dadurch 450 Schüler*innen erreicht. Das alles passiert ehrenamtlich. 400 ehrenamtliche Stunden haben wir im vergangenen Jahr allein für Workshop Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung aufgewendet. Nicht mit eingerechnet sind hier die vielen Stunden für Teamtreffen, Kooperationen, Weiterbildungen et cetera. Unsere einzige bezahlte Stelle ist die Minijobstelle unserer Projektkoordination, ohne die unsere wichtige Arbeit nicht möglich wäre.  

Deshalb, unsere Forderung an die Politik: Wir brauchen eine gesicherte, langfristige Finanzierung. Wir brauchen Planbarkeit. Und, ehrlich gesagt, wollen wir auch die Wertschätzung, die eine gesicherte und langfristige Finanzierung mit sich bringt. Wertschätzung für unsere größtenteils ehrenamtlich stattfindende Arbeit. Wertschätzung für die Wichtigkeit unserer Arbeit.  

Wir wollen weiterhin professionelle, qualitativ hochwertige Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit leisten. Dafür brauchen wir finanzielle Förderung. Statistisch gesehen sitzen allein in jedem unserer Workshops, sitzen allein in jeder Schulklasse ein bis zwei queere Personen. Nicht nur diese profitieren von nun sensibilisierten Mitschüler*innen. Durch unsere Workshops wirken wir nicht nur direkt, sondern auch präventiv Diskriminierung gegen queere Menschen entgegen.  

Denn dafür arbeiten wir: Für eine Welt, in der nicht mehr über die Hälfte queerer Jugendlicher Angst vor ihrem ersten Coming-out hat und in der nicht mehr die Hälfte queerer Jugendlicher Diskriminierung oder sogar Gewalt erleben müssen. Für uns ist daher nicht nur der 17. Mai, sondern jeder Tag ein Tag gegen Queerfeindlichkeit.  

Vielen Dank.  

für SCHLAU Lüneburg e.V.

Jetzt spenden

SCHLAU Bürozeit

zurzeit aus dem Home-Office, aber per Mail erreichbar

Montags 9:00-12:00
Donnerstags 11:00-14:00

[aktuelle Adresse folgt]